Pressebericht / Press - Open air Wiesen, Österreich 2013

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Alt, aber gut: Status Quo und ZZ Top auf Burg Clam

Bunt gemischtes Publikum pilgert zum Rock-Vierer — Solide Leistungen, Dauerbrenner zum Mitsingen und üppige Blondinen

Von Daniel Wolf

Sonntagnachmittag, drei Uhr, eine automobile Blechlawine rollt gen Burg Clam. Das Publikum ist bunt gemischt: Vom jungfräulichen Konzertbesucher im knabenhaften Alter über den 50-jährigen Normalo bis hin zum „metallischen“ Kuttenträger reicht die Palette. Schließlich kann sich das Band-Quartett auch wahrlich sehen — und vor allem hören lassen. Als Tokyo die Bühne betreten, ist die Meierhofwiese schon sehr gut gefüllt. Auch der Hang direkt unterhalb der Burg ist mit Decken samt darauf sich niederlassenden Rockfans gepflastert. An die solide Leistung des Openers kommt Roger Chapman mit seiner Shortlist nicht heran. Haben doch Alkohol und Glimmstängel der Stimme des 71-Jährigen merklich zugesetzt.

Als Status Quo ihren Set mit „Caroline“ beginnen, schießen hunderte Arme in die Höhe. Die Band genießt die hervorragende Stimmung des Publikums samt beeindruckender Kulisse sichtlich und läuft zur Hochform auf. Dass Status Quo seit fünf Jahrzehnten auf der Bühne steht ist der ganzen Show anzumerken: Jeder Griff sitzt, die Musiker fühlen sich wohl und haben ihren Spaß. Wenn man mit Hits wie „Rockin' all over the world“, „What you're proposing“ oder „Down down“ aufwarten kann, ist das auch nicht verwunderlich.

Klatsch-Orgien für Status Quo

Dank 28 Studioalben kann Status Quo aus einem Songfundus schöpfen, wie kaum eine andere Rockband. Als die Briten „In the Army now“ intonieren, übernimmt das Publikum den Chorus. Die Band hat das Publikum völlig in der Hand. Jede Geste wird bejubelt, immer wieder ergießen sich Klatsch-Orgien über das Konzertgelände. Francis Rossi und Rick Parfitt würgen ihre Gitarren als gäbe es kein morgen. Beide sind stimmlich in einer hervorragenden Verfassung und springen in ihren weißen Schühchen auf der Bühne herum, als ob sie nicht jenseits der Sechzig sonder diesseits der Vierzig wären. Auch Bassist, Keyboarder und Schlagzeuger stehen den beiden in puncto Spielfreude in nichts nach. Als Status Quo nach eineinhalb Stunden ihren Set beenden, ist eines klar: Das zu toppen wird für den Headliner ganz schwer.

ZZ Top grooven mit Stil und Hut

Die Spitzen von Burg Clam leuchten bereits in gelb-grünem Scheinwerferlicht als das ZZ Top-Intro erklingt. „Got me under pressure“ ist ein wahrhaftig würdiger Opener für das texanische Trio. Hier wird gegroovt als gäbe es kein morgen. Billy Gibbons (Gesang, Gitarre) und Dusty Hill (Bass) brillieren optisch als siamesische Zwillinge: Hut, schwarz getönte Sonnenbrille, Glitzerjacke, Lackschuhe und der marketingtechnisch kaum zu überbietende Rauschebart. Um das optische Vergnügen voll auszureizen sind drei Videowalls auf der Bühne platziert. Imagehuldigend sind auf diesen immer wieder üppig gebaute Blondinen zu sehen. ZZ Top ist eben Unterhaltung pur und Gibbons und Hill zelebrieren das auch gehörig. Zwischen Krachern wie „Tush“, „Legs“ oder „Sharp dressed man“ ist auch noch Zeit für die musikalische Huldigung von Jimi Hendrix („Foxy Lady“) und Elvis Presley („Jailhouse Rock“). Ernüchterung macht sich allerdings breit, als die Rock’n’Blues-Veteranen nach gerade einmal 70 Minuten die Bühne verlassen. Da dürfen sich die Texaner eine Scheibe von Status Quo abschneiden, die zwanzig Minuten länger gespielt haben.