Pressebericht - Ludwigshafen 19.03.2003

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Der Fluch des Repertoires

ROCK: Die Gruppe Status Quo in Ludwigshafens Eberthalle

Auf ihre alten Tage haben die Großväter des britischen Hardrock ein Faible für Support-Acts mit akustischen Klampfen entwickelt. Schon 2001 gab's einen Kerl mit Wandergitarre im Vorprogramm, seit vorigem Jahr hat die Blues'n'Boogie-Legende einen Narren gefressen an dem deutschen Duo Who's That Girl?, das nun in der solide besuchten Ludwigshafener Eberthalle Rock-Klassiker wie "Baby You Can Drive My Car" (Beatles) oder "Pinball Wizard" (The Who) intoniert. Sängerin Chris Schmitt und ihr musikalischer Partner Ralf Oehmichen machen das sehr energiereich und kriegen dafür viel Beifall.

Schon 1968 erschien das Debüt von Status Quo, wo nur mehr die Sänger und Gitarristen Francis Rossi und Rick Parfitt von der Urformation übrig sind. Beide sind Mitte fünfzig und halten damit nicht übermäßig viel Abstand zu ihrem Stammpublikum. Das trägt das Langhaar mitunter in Grau, ist aber im Herzen jung geblieben, und im Outfit ebenso: Jeans und Leder bestimmen das Bild, und natürlich fließt das Bier reichlich. Noch ein Jahr, dann wird der Rock'n'Roll ganz offiziell fünfzig und dürfte sich somit längst arriviert nennen, doch noch immer klingt er ungestüm und wild. Beispielsweise wenn Parfitt die Riffs zur Eröffnungsnummer "Sweet Caroline" aus den Saiten rupft und das Quintett rüstig loslegt, das einem Insider-Witz zufolge immer nur dasselbe spielt.

"Heavy Traffic" heißt das jüngste Studiowerk von Status Quo, vier Songs daraus spielt die Band, die, ginge es nach Rossi, sich schon vor zwei Dekaden zur Ruhe gesetzt hätte, wenn nicht, wie böse Zungen gerne betonen, Parfitt irgendwann auf seine Kontoauszüge geschaut und auf eine Wiederbelebung der Combo gedrängt hätte. Seither machen sie regelmäßig Platten, die Parfitt ebenso regelmäßig toll findet und die Rossi nicht wirklich mag, liest man in Interviews oder bei seinen Ansagen zwischen den Zeilen. Aber er hat sichtlich Freude am Konzertieren, führt mit britischem Humor durchs Programm.

Das unterliegt dem Fluch des umfangreichen Repertoires, das Status Quo vorweisen können. Zwar sind es im Grunde nur ein halbes Dutzend Alben, von "Dog Of Two Head" (1971) bis "Blue For You" (1976), die ihr Chef d'oeuvre ausmachen, aber daraus stammen so viele kernige Songs, die das Publikum hören will, dass die Kapelle viele nur in verkürzten Medley-Versionen unterbringen kann. Und bei einem Stück ist diesmal, am Vorabend des Irak-Krieges, sogar jeder dankbar, dass sie es weglassen, nämlich "In The Army Now", einen ihrer größten Hits. Aber der stammt eh nicht von ihnen selber. mik