Pressebericht Lemgo 6.10.2004

copyright Lippische LZ

"Kein Vergleich mit modernem Kram"

Lemgo. Nach dem von der LZ und Radio Lippe präsentierten Konzert von "Status Quo" in der Lipperlandhalle sorgte der Auftritt der britischen Rocker am gestrigen Donnerstag für reichlich Gesprächsstoff am Frühstückstisch, in Büros, Fabrikhallen und Werkstätten. In der LZ Redaktion plauderten die Redakteure Thorsten Engelhardt (te) und Thomas Krüger (ThK) über den Schreibtisch hinweg.

te: Es ist doch immer wieder schön, grau melierte Herren rocken zu sehen. Egal, ob vor oder auf der Bühne. So was geht vermutlich nur bei den Stones oder eben Status Quo. Die fünf Herren haben es in Lemgo wieder geschafft.

Thk: Vorsicht mit den grau melierten Herren - Francis Rossi und vor allem Rick Parfitt wirkten körperlich topfit. Sie legten eine Spielfreude an den Tag wie eine Schülercombo, die beim Schulfest zum ersten Mal auf die Bühne darf. Und das nach mehr als 5000 Auftritten bei einem Gig in nur halb gefüllter Halle in der Provinz. Respekt.

te: Grau meliert schließt ja fit nicht aus. Rossi, Parfitt und Co. waren ohne Zweifel fit - auch musikalisch. Da spielte eine Band, die sich in- und auswendig kennt und sich blind versteht.

ThK: Das wird auch für den Zuhörer offensichtlich - in den scheinbar so simplen Songs wimmelt es geradezu von Breaks, Zwischenspielen, lauten und leisen Passagen, fein ausgetüftelten Gitarrenduellen und raffinierten Übergängen von einem Stück in das nächste. Parfitt und Rossi ergänzen sich brillant, und Keyboarder Andrew Brown, Drummer Mat Letley und Rhino Edwards (Bass) sind keine Begleitmusiker, sondern vollwertige Bandmitglieder.

te: Stimmt. Nur im mittleren Teil des Konzertes gab es einige Hänger. Nicht technischer Art, sondern vor allem, weil sich die Stücke dann doch sehr glichen. Ein ruhigeres, wie "In the army now", hätte ich da gern gehabt. Das haben sie gar nicht gespielt. Respekt aber für das Kabinettstückchen in "Gerdundula" bei dem Rhino Edwards und Rossi gleichzeitig jeweils auf der Gitarre des anderen spielten. Ein Wort noch zum Sound: Bei der Vorgruppe mit Frontmann Paul Capilleri kam alles irgendwie klarer rüber.

ThK: Richtig, das Schlagzeug hätte etwas mehr Druck vertragen können. Und Capilleri hatte sich mit seinem gepflegten Blues-Rock den freundlichen Applaus ehrlich verdient. Aber gegen Welthits wie "Rockin' all over the world" kam er nicht an. Und "Whatever you want" bringt wohl jedes Publikum zum Toben. Außerdem fehlte ihm etwas der trockene Humor und der lässige Charme, den Francis Rossi rüberbrachte, indem er zum Beispiel das fortgeschrittene Alter (Rossi und Parfitt sind 55) immer wieder "auf die Schippe" nahm. Wenn "Quo" noch mal nach Lemgo kommen - ich gehe wieder hin.

te: Das hat auch Regina Strehl aus Schieder-Schwalenberg spontan gesagt. Sie hat die Altväter des Boogierock schon fünf Mal gesehen und will das nächste Konzert in der Nähe auf jeden Fall wieder wahrnehmen. Regina Strehl und Andreas Ridder, Maren Heumann und Jörg Prybylski aus Pivitsheide waren die vier Gewinner der LZ, die vor dem Auftritt schon mit Rossi und Co. hinter der Bühne einen kurzen Small-Talk halten konnten. Hinzu kamen noch Tanja Lehmkuhl und Frank Eusterholz, die das "Meet and greet" bei Radio Lippe gewonnen hatten. Die sechs waren total begeistert von der Lockerheit, mit der ihre Stars auf sie zukamen. "Die sind ja gleich ausgeschwirrt wie ein Fliegenschwarm und haben mit jedem mal gesprochen", hat Maren Heumann gesagt. "So toll hätte ich es nicht erwartet." Sie hat nicht nur alle Autogramme gesammelt, Rick Parfitt ist extra noch mal zurück in die Garderobe , um ihr ein Gitarrenplektrum zu schenken. Regina Strehl war völlig happy: "Die Musik ist für mich so viel wert. Da gibt es gar keinen Vergleich zu dem modernen Kram, das ist noch richtig Handarbeit." Recht hat sie. Gute-Laune-Rock mit Power, der richtig Spaß macht.

ThK: Und trotz der vielen "harten Jungs" im Publikum und der harten Musik war die Atmosphäre total aggressionsfrei. Auch das "Quo" nur eine Zugabe spielten (Medley: Rock n Roll/Oh Carol/Bye bye Johnny) war kein Anlass zur Aufregung - immerhin hatten sie insgesamt fast zwei Stunden gerockt.