Pressebericht Hannover 08.10.2006

copyright Neue Presse (Matthias Halbig)

Der simple Sound, der Laune macht: 4000 bei Status Quo

Immer noch laut und herrlich eintönig. 4000 Fans feiern in der AWD-Hall die britische Rock-’n’-Roll-Institution Status Quo.

HANNOVER. Der Vorhang mit den gekreuzten Gitarren fällt, Francis Rossi steht auf die Bühne. Ziemlich licht, der Haarschopf, denkt man still (das einzige Stille heute), aber immer noch reichts für den alten Pferdeschwanz. Die Frage, ob alle „alright“ sind, spart er sich, es ist hörbar der Fall. Rick Parfitt, immer noch blond, vier Bypässe im Busen, steht rechts von ihm vor dem Marshall-Mäuerchen, reißt das Riff von „Caroline“ an. Rossi steigt ein paar Takte später dazu, der Rest der Band folgt. „If you want to, turn me on ...“

Antörnung sofort. Es hebt in der AWD-Hall jenes zwanghafte Quo-Fanverhalten an, das Außerirdische als eine Form der Anbetung deuten würden. Ein kollektives Nicken, quasi jeder hat da vorne seine Luftgitarre aufgeblasen, die Phantom-Strat in den imaginären Verstärker gestöpselt. Ausfallschritt. Vierviertelballett. Jeder ist Parfitt, jeder Rossi. 16-Jährige neben Senioren beim Boogie-Wiegen. Es ist, als wärs wieder 1973, und der Song über die süße Caro flöge zum ersten Mal aus den Boxen.

Status Quo. Die Unveränderlichen, unverändert Guten. Pustekuchen! Eine Handvoll kreuzlahmer Pop-Alben lässt sich seit 1982 locker aufzählen, am schlimmsten gerieten der Band, die in ihrer Ursuppe tatsächlich mal The Scorpions hieß, ihre Sammlungen lustlos heruntergeschrappter Cover-Versionen. Aber es gab zuletzt wieder zwei starke Platten, und live ist nach wie vor jeder Song laut und traut, straff und taff, auf herrlichste Weise eintönig. „Enjoy yourself“, hat Rossi den Fans gewünscht. Und ob nun im muckeligen „Dirty water“ gefischt, das greise „Gerdundula“ clownesk verjüngt oder das neue „Oriental“ gefeiert wird, es sind gar viele in der Halle allzeit „enjoyed“. Headbangen. Spaßhaben. Bessere Partys gibts selten.

Lyrisch ist das alles ja auch überhaupt nicht kompliziert. „Get down, deeper and down“, „Roll over lay down and let me in“. Klingt nach bodenständigem Blockhütten-Eros. Und wenn die Quo-Jungs dann davon singen, dass sie der Mama was petzen wollen und man mit den Satinschuhen vors Haus soll, dann braucht man nur lauthals „Here we go-houh! Rocking all over the world!“ hinterdrein zu schreien. Und dann „I like it“– am besten endlos. Es ist, wie es ist: Solange Status Quo, diese wahrhaften Söhne Chuck Berrys, in Hannover aufschlagen, again and again and again, ist der Rock ’n’ Roll nicht gestorben. HHHHI