copyright Coburger Tagblatt
Nicht-Mitwippen ausgeschlossen
Status Quo brachten den Schlossplatz zum Beben
Ihre britischen Landsleute
nennen sie "peoples band", was so viel heißt wie: "Die müsst Ihr mal live
gesehen haben." Und Status Quo enttäuschen nicht - auch nicht ihren
sichtlich mitergrauten Anhang in Coburg. Es liefen Wetten darauf, was die
Fünf beim Griff ins eigene Rockarchiv zuerst aus der Versenkung holen.
Gewonnen haben alle, die auf "Caroline" gesetzt haben. Kaum treffen die
ersten Töne aufs Trommelfell, darf sich das Gehirn bequem zurücklehnen: Der
Wiedererkennungswert dieser Boogie-Eruption funktioniert perfekt und lenkt
den Reizfluss schnurstracks in die Füße. Nicht-Mitwippen ausgeschlossen.
Sogar die Fotografen vor der Bühne haben Mühe, ihre Beine für einen scharfen
Schuss ruhig zu halten. Erschwerend hinzu kommt, dass die gesetzten
Gitarristen auf der Bühne nicht daran denken, großartig still zu stehen.
Rick Parfitts Herz schlägt trotz - oder gerde wegen - vier Bypässen noch
stärker für den Rock. Francis Rossi, dem Spreißel an der Fender, bleibt zwar
ein paar Mal die Spucke beim Singen weg, aber niemals würde er bei aller
Erschöpfung an seiner Klampfe auch nur einen Ton weglassen. Da lässt er sich
lieber mit Mister Bass-Spurenleger John "Rhino" Edwards zu einem
Saitenwechsel ein, bei dem sich zwei Gitarrenhälse verrenken und zwei
gestandene Mannsbilder kindische Freude haben. John Edwards ist auch so
etwas wie der Aufpasser der Gruppe, der schon mal einem Mann im Fanblock mit
der drastischen "Gurgel ab"-Geste andeutet, er möge bitteschön seine
Zigarette ausdrücken. Quo-Musik sei ja wohl Droge genug. Die Injektionen
sind wirkungvoll gesetzt: Bunt gemischt aus fast vier Jahrzehnten
präsentieren Status Quo ihre Songs. Bei "Down down" steigt die Zahl derer,
die sich an die Textzeilen erinnern können. Und spätestens ab "Whatever you
want" und "Rolling Home" weiß jeder, was eine Mitsing-Garantie ist. Eine
Mitschnitt-Erlaubnis hatten die Rocker aber nicht ausgestellt. Das bekam ein
Fan zu spüren, dem die Sicherheitsleute eine Videokamera abnahmen. Der
Wunsch, das Erlebte im Bild festzuhalten, kommt nicht von ungefähr. Wer
weiß, wann die Briten das nächste Mal in hiesige Breitengrade kommen. Um den
Fortbestand von Status Quo muss man sich aber wohl keine größeren Sorgen
machen. Die Begeisterung, die beim Schlossplatz-Auftritt auf den Gesichtern
der Musiker stand, legt den Schluss nahe, dass Live-Konzerte nicht passe
sind für die Boogie-Rocker. Die "peoples band" hat noch lange nicht fertig.