Pressebericht Coburg 03.07.2004

copyright Coburger Tagblatt

Nicht-Mitwippen ausgeschlossen Status Quo brachten den Schlossplatz zum Beben

Ihre britischen Landsleute nennen sie "peoples band", was so viel heißt wie: "Die müsst Ihr mal live gesehen haben." Und Status Quo enttäuschen nicht - auch nicht ihren sichtlich mitergrauten Anhang in Coburg. Es liefen Wetten darauf, was die Fünf beim Griff ins eigene Rockarchiv zuerst aus der Versenkung holen. Gewonnen haben alle, die auf "Caroline" gesetzt haben. Kaum treffen die ersten Töne aufs Trommelfell, darf sich das Gehirn bequem zurücklehnen: Der Wiedererkennungswert dieser Boogie-Eruption funktioniert perfekt und lenkt den Reizfluss schnurstracks in die Füße. Nicht-Mitwippen ausgeschlossen. Sogar die Fotografen vor der Bühne haben Mühe, ihre Beine für einen scharfen Schuss ruhig zu halten. Erschwerend hinzu kommt, dass die gesetzten Gitarristen auf der Bühne nicht daran denken, großartig still zu stehen. Rick Parfitts Herz schlägt trotz - oder gerde wegen - vier Bypässen noch stärker für den Rock. Francis Rossi, dem Spreißel an der Fender, bleibt zwar ein paar Mal die Spucke beim Singen weg, aber niemals würde er bei aller Erschöpfung an seiner Klampfe auch nur einen Ton weglassen. Da lässt er sich lieber mit Mister Bass-Spurenleger John "Rhino" Edwards zu einem Saitenwechsel ein, bei dem sich zwei Gitarrenhälse verrenken und zwei gestandene Mannsbilder kindische Freude haben. John Edwards ist auch so etwas wie der Aufpasser der Gruppe, der schon mal einem Mann im Fanblock mit der drastischen "Gurgel ab"-Geste andeutet, er möge bitteschön seine Zigarette ausdrücken. Quo-Musik sei ja wohl Droge genug. Die Injektionen sind wirkungvoll gesetzt: Bunt gemischt aus fast vier Jahrzehnten präsentieren Status Quo ihre Songs. Bei "Down down" steigt die Zahl derer, die sich an die Textzeilen erinnern können. Und spätestens ab "Whatever you want" und "Rolling Home" weiß jeder, was eine Mitsing-Garantie ist. Eine Mitschnitt-Erlaubnis hatten die Rocker aber nicht ausgestellt. Das bekam ein Fan zu spüren, dem die Sicherheitsleute eine Videokamera abnahmen. Der Wunsch, das Erlebte im Bild festzuhalten, kommt nicht von ungefähr. Wer weiß, wann die Briten das nächste Mal in hiesige Breitengrade kommen. Um den Fortbestand von Status Quo muss man sich aber wohl keine größeren Sorgen machen. Die Begeisterung, die beim Schlossplatz-Auftritt auf den Gesichtern der Musiker stand, legt den Schluss nahe, dass Live-Konzerte nicht passe sind für die Boogie-Rocker. Die "peoples band" hat noch lange nicht fertig.