Pressebericht Braunschweig 30.03.2003

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Draufhalten, was das Zeug hält

Das "Status Quo"-Konzert in der Braunschweiger Volkswagen-Halle geriet zur schweißtreibenden Party

Der Zopf von Francis Rossi ist dürftig und grau geworden über die Jahre, und auch Rick Parfitts Herz hat die vergangenen Dekaden auf den Bühnen dieser Welt nicht unbeschadet überstanden. Doch By-PassOperationen und schütter werdendes Haupthaar sind für die Urgesteine der Band "Status Quo" kein Grund, dem Rock'n'Roll abzuschwören. Die Briten ließen am Sonntagabend in der Braunschweiger Volkswagen-Halle keinen Zweifel aufkommen: Die Spiellaune ist frisch wie am ersten Tag. Auch im Jahre 36 nach Bandgründung ist ein "Status Quo"-Konzert noch immer eine schweißtreibende Party.

Rossi (53) und Parfitt (54) haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie nichts anderes im Sinn haben, als Gute-Laune-Musik abzuliefern. Die Band steht nicht für Überraschungen, Experimente und Innovationen, sondern für Verlässlichkeit. Mainstream statt Avantgarde.

Und so rammten die Veteranen ihren treibenden Boogie-Rock am Sonntag schon mit dem ersten Titel "Caroline" in die Gitarren-Saiten. Das Front-Duo macht sich nichts aus einer stetig steigenden Dramaturgie der Akkorde, sondern hält ohne lange Vorrede und mit extremem Tempo drauf, was das Zeug hält. Zweieinhalb Stunden Dauerpower.

Die schnörkellosen Songs sind immer eingängig und fast immer ohne Brüche, und selten lässt die Truppe sich und dem Publikum Zeit für Verschnaufpausen. Dabei verfügen Rossi und Parfitt über eine Feinabstimmung, als hörten 20Finger auf ein Hirn. Blinde Übereinstimmung, die einen satten, stimmigen Sound erzeugt.

Nur wenige Rockgruppen können auf eine Doppelspitze zurückgreifen. Hier gilt Gleichberechtigung an der Rampe. Während Parfitt über die variantenreichere Stimme verfügt, prägt Rossis trockene Kehle den unverwechselbaren Klang der Gruppe. Fast schon selbstironisch ziehen die beiden ihre Choreographie des Synchronspielens durch. Jugendliche Zuschauer mögen es als Persiflage auf typische Rocker-Posen deuten, doch ältere Konzertbesucher wissen: Hier turnen Leute auf der Bühne rum, die Vorbilder für unendliche Luftgitarren-Nummern in TeenagerBuden waren und immer noch sind. Denn Rock'n'Roll-Bands wie "Status Quo" haben das Instrumentenballett dereinst erfunden. Das Repertoire würde für ein Dutzend Konzerte reichen, ohne dass ein einziger Song sich wiederholte. So müssen Medleys herhalten, damit das geballte Liedgut verdichtet abgefeiert werden kann. "The Wanderer", "Roll over lay down", "Rockin' all over the World": Der Fundus ist schier endlos. Ein Ohrwurm allerdings blieb an diesem Abend ungehört: "In the Army now". Wohl kaum ein Zufall.

Dafür kamen vier Lieder des neuen Albums "Heavy Traffic" zum Einsatz: der titelstiftende Song sowie "Never say never", "Solid Gold" und "Creeping up on you". Dabei böte die ganze Scheibe Stoff, den guten Ruf der Bandmitglieder als kompromisslose Spaßmusiker zu mehren. Ehre gebührt auch den unbekannteren Mitstreitern: Andrew Bown (Keyboard, Gitarre), John Edwards (Bass) und Matthew Letley (Schlagzeug). Insgesamt eine Truppe, die durch Team- und Sportsgeist besticht.

Die Fans bedankten sich am Ende mit überbordendem Applaus und waren deutlich enttäuscht, dass die Mannen nur eine Zugabenrunde gewährten. Doch irgendwann müssen eben auch "Status Quo" mal ihren körperlichen Grenzen Tribut zollen.